„Denn ich kann keine Fiktion schreiben, woher soll ich denn auch wissen, was andere Figuren denken? Es gibt eben keinen Unterschied zwischen einem Monolog und einem Essay. Ist eine philosophische Abhandlung nicht auch Literatur? Oder müssen die Gedanken fitiv sein, von einem fiktiven Sprecher kommen? Und wenn ich mich, oder sagen wir Michel in einem Roman dazu bringe, über Aristoteles Dramenpoetik nachdenken zu lassen, hat man dann nicht neben dem intertextuellen Bezug auch Literatur? Mache ich gerade Literatur oder sind das nur wirre Gedanken? Was, Letzteres? Na gut“, dachte Michel und wandte sich seiner Lektüre Brechts wieder zu. „Also hier versucht der Autor durch Jammern und Schaudern eine Affektreinigung zu bewirken. Ganz klarer Fall von Katharsis!“. Das ist doch albern, aber woher soll ich denn wissen, was in den Köpfen anderer vorgeht, ohne dass alle Figuren meine Parolen vertreten. Ich kenne nur meine Gedanken, meine persönliche Sprache, weshalb ich immer nur über mich schreibe. Und über mich schreiben werde. Aus meinem Leben, aber überzogen, das „was wäre wenn“.
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