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Da ich nun fast meine Haltestelle erreich hatte, klappte ich das Buch zu und machte mich bereit, auszusteigen. Mit mir stieg ein junger Mann aus, er war ein wenig größer als ich, ein wenig älter. Er hatte kurze, blonde Haare, über die ein Paar Kopfhörer gespannt war, einen schwarzen Mantel und eine braune Ledertasche. Er wirkte sehr reserviert. Ich fragte mich, ob er Student sei. Bestimmt studierte er Informatik oder Mathematik. Aber vielleicht studiert er wie ich Germanistik oder Literatur. Sieht er aus, wie ein Literaturstudent? Aber dann muss ich an Kracht denken, er hätte in diesem Alter bestimmt auch so einen Mantel mit Ledertasche getragen. Was ist, wenn dieser Mann ein Kracht ist? Nach außen zurückhaltend und nobel, aber zuhause wilde Geschichten, abstruse Fantasien über Homosexualität und Homophobie und Drogen und Geld und Ansehen schreibend. Ich werde es wohl nie erfahren, aber der Gedanke bewegte mich; ich wollte ein Buch schreiben. Eins, das nicht auseinanderfällt, wie meine erbärmliche Kurzprosa.

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